Wow, es war soweit! Mein erster wirklicher Wettkampf nach meinem Training stand an. Und ich war so richtig nervös. Obwohl ich doch erst vor ein paar Monaten an einem Berglauf teilgenommen hatte war es diesmal anders. Es war der Test ob ich etwas drauf hatte und sich das bisherige Training gelohnt hatte. Jetzt wurde es ernst…
Am Programm stand der Marktlauf im Tiroler Unterland – Brixlegger Marktlauf genannt. Wie gewöhnlich in den Nachwuchsklassen, also der männlichen Jugend war die Streckenlänge eher etwas kürzer gehalten, dafür aber umso schneller ☺ Zwei Runden zu jeweils 800 Metern Länge galt es zu bewältigen. So weit, so gut… das wird auf alle Fälle hinhauen.
Einen Blick auf die Startliste
Ok, dann schauen wir mal wer da aller am Start ist. Beim Blick darauf konnte ich mir klarerweise noch nicht wirklich viel vorstellen da ich die ganzen Namen darauf nicht kannte. Jedoch waren es mit gut 25 Nachwuchsläufern in meiner Altersklasse keine ganz kleine Startergruppe. Da wird es wohl ein ordentliches Gedränge geben, da die Straßen teilweise relativ schmal sind und viele enge Kurven auf uns zukommen.
Die Strecke im Detail
Ich war wirklich sehr froh das ich diesmal zum Wettkampf meinen Vater mit dabei hatte der über jede Menge Erfahrung im Laufsport verfügte. Sonst wäre ich wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen die Strecke vor dem Start zu besichtigen. Da hatte ich gleich mit gelernt, dass es sehr wichtig ist früh genug zu einem Laufevent anzureisen. Es kann während der Fahrt zu Problemen kommen, sei es ein Stau oder sonst etwas, der Parkplatz kann weit entfernt sein, die Startnummernausgabe kann sich verzögern etc… Ist man jedoch wirklich früh genug vor Ort hat man keinen Stress, kann sich mental ganz in Ruhe auf den Wettkampf einstellen und auch alle weiteren Parameter abchecken.
So gingen wir gemeinsam schön gemütlich die Strecke ab, speicherten uns sogenannte „Schlüsselpunkte“ ein, also wo zB eine spitze Kurve ist, ein Anstieg oder ein Gefälle, ein Kanaldeckel der gefährlich sein könnte usw. Während der Begehung versuchte mein Vater mir immer wieder irgendwelche Tipps zu geben was ich während dem Rennen dann beachten sollte… für mich war es einfach so viel Infos auf einmal das ich mir nicht alles merken konnte. Auch wenn meine Nervosität je näher der Startschuss kam immer größer wurde – ich fühlte mich vorbereitet und freute mich darauf alles zu geben und zu schauen was dabei rauskommt.
Das WarmUp kann beginnen
Es war ein relativ warmer Herbsttag, die Sonne strahlte und jede Menge Zuschauer und unzählige gut gelaunte Athleten fanden sich an der Strecke ein. Die Uhr bewegte sich immer näher Richtung Startschuss und ca. 30 Minuten vor davor begann ich mit meinem WarmUp damit die Muskeln warm sind und auf die kommende Anstrengung vorbereitet. Ich laufe mich ca. 2 km ganz locker ein, mach ein paar Übungen und zieh mir meine „Wettkampfschuhe“ und meine Laufshirt* mit der Startnummer an. Ab jetzt steigt die Nervosität so richtig und kann mir gar nicht vorstellen gleich mit Vollgas durch die Straßen zu laufen. Aber es sind nur mehr ein paar Minuten bis zum Start und das schaffst du sage ich mir in meinem Kopf.
Startschuss - Der Wettkampf beginnt
Zügig mach ich mich auf den Weg zum Start, mein Vater wünscht mir noch viel Glück und ich reihe mich eher weiter hinten ein um von den anderen nicht überrannt zu werden. Viele von ihnen sehen in meinen Augen so trainiert aus im Gegensatz zu mir. Also, die werden mich alle sowas von stehen lassen… denk dir nix, gib dein Bestes und schau was dabei rauskommt. Das Kopfkino hat eingesetzt und ich stelle mir jedes Szenario vor. Die Zeit vergeht während dessen extrem langsam und es kommt mir so vor als würde sie fast stehenbleiben. Alles um mir herum ist ausgeblendet und ich denke nur noch an das Rennen und wie es gleich losgehen wird. Da holt mich der Sprecher mit seiner Durchsage aus meinen Gedanken heraus: „Noch 10 Sekunden bis zum Start“! 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1… Schuss… und direkt starten alle los wie die „Verrückten“.
Wie sollte ich das nur durchhalten
Der Start fühlte sich für mich an wie ein Zielsprint, mit vollem Speed ging es raus auf die erste der zwei Runden und ich dachte mir nach ca. 100 Metern… bitte, das muss langsamer werden sonst bin ich gleich jetzt schon fertig und muss aufhören. Nach gut 200 Metern hat sich das Tempo etwas eingedrosselt und ich kämpfe mich ein wenig nach vorne. Dort bildet sich relativ schnell eine Spitzengruppe mit gut 7 Läufern, dahinter schon ein kleiner Abstand und dann kommen die restlichen Läufer in unterschiedlichen Gruppen. Ich kann kaum atmen, es fällt schwer, ich hechle mehr oder weniger und schon jetzt steigt das Laktat in die Höhe. Damals hatte ich noch keinen Pulsmesser mit dabei, jedoch war dieser bestimmt bei gut 200 Schlägen angekommen. Doch ich kann ganz gut mithalten, auch den anderen Läufern geht es nicht viel besser als mir.
Am Ende der ersten Runde geht es leicht aufwärts und anschließend mit etwas stärkerem Gefälle nach unten Richtung Start/Ziel. Wir gehen als eine „Spitzengruppe“ von immer noch 5 Läufern in die zweite Runde. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen da mir alles so weh tut, dass ich nicht mehr denken kann. Der einzige Gedanken der mir durch den Kopf geht: „Wann ist dieses Rennen endlich vorbei!“. Doch da kommt noch ein Gedanke: „Werde ich um einen Pokal laufen können?“
Und weiter geht’s mit einem enormen Tempo. Es geht auf die letzten 200 Meter und hier trennt sich die „Spreu vom Weizen“. Ich muss leicht abreisen lassen und laufe Richtung Gefälle mit einem Läufer vor mir. Zwei weitere kämpfen vorne um Platz 1. und Platz 2. Ich liege an 4. Position und nehme all meine Kraft zusammen für den Zielsprint – und ja, ich kann mich durchsetzen und gehe als dritter Läufer durchs Ziel.
Ich will mehr...
Was für ein Gefühl. Das hätte ich niemals geglaubt und auf keinen Fall hätte ich damit gerechnet einen Platz unter den ersten 3. zu belegen. Doch ich hatte es geschafft. Das Training hatte sich gelohnt und mein Vater war stolz auf mich. Und das war der ausschlaggebende Punkt für mich weiterhin alles und noch mehr zu geben um dann beim nächsten Rennen noch stärker am Start zu stehen. Es war ein unglaubliches Funkeln in den Augen als ich am Siegespodest stand und meinen Pokal in Empfang genommen hatte. Stolz präsentierte ich ihn zuhause meiner Mutter und damit startete meine Karriere als „Läufer“.
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Wenn ich heute zurückdenke finde ich es einfach unglaublich mit welcher Leichtigkeit ich damals unterwegs war und wie schnell das Training angeschlagen hat. Da braucht es heute deutlich mehr Reizsetzungen im Training.
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