Wenn man sich für einen Marathon anmeldet ist das meist eine Entscheidung die mindestens 6 Monate zuvor getroffen wird. Da denkt man: „Ach, da ist noch so lange hin, also viel Zeit zu trainieren“. Genau so war es auch bei mir selbst. Den Frankfurt Marathon hatte ich schon im Frühjahr ins Auge gefasst und unglaublich wie schnell die Zeit bis dahin vergangen ist. Alle Details zur Vorbereitung und zum Marathon selbst kannst du hier nachlesen.
42,195 Kilometer - Challenge angenommen
Nach einigen Halbmarathons hatte ich mir schon länger den Plan eines Marathons in den Kopf gesetzt. Also gesagt, getan. Als Ziel hab ich mir den Frankfurt Marathon ausgesucht und ein paar Monate waren ja noch Zeit um zu trainieren. Die Saison selbst war für mich wieder einmal etwas durchwachsen mit Höhen und Tiefen. Mal war ein Trainingsblock gut, mal nicht so gut. Wettkämpfe waren eher Mangelware. Aber das macht nix. Wichtig ist die Grundlage und dann die spezifische Vorbereitung auf den großen Tag in Frankfurt.
15 Wochen harte Arbeit stehen an
Bei so einem Vorhaben hat man natürlich auch ein Ziel vor Augen. Das ist mental notwendig aber auch für die Trainingssteuerung. Mein Zeil war es beim Frankfurt Marathon zu versuchen die 3:00 h Schallmauer zu durchbrechen. Das bedeutet ein Tempo von 4:15 min, das 42 Kilometer und 195 Meter.
Um dieser Herausforderung gewachsen zu sein hatte ich mir einen 15 Wochen Trainingsplan angefertigt. Mehrere Trainingsblöcke mit jeweiligen Entlastungswochen und Aufbauwochen. So wurde der Trainingsumfang gesteigert, viel auf längere lockere Läufe gesetzt und zusätzlich ein paar Tempoeinheiten.
Kurz und bündig: Die ersten Wochen waren super, 110 und 115 Kilometer waren dabei, alles ist perfekt gelaufen. Doch kurz vor der Hälfte des Trainings hat es mit den Problemen begonnen. Schmerzen am rechten Oberschenkel an der Außenseite, dann auch noch krank, keine Vorbreitungswettkämpfe. 3 Wochen ohne Laufkilometer und auch kaum anderes Training. 7 Wochen vor dem Marathon keinen einzigen Longrun mehr.
Diesmal gibt es keinen Rückzieher
Auch wenn die Vorbereitung alles andere als optimal war, diesmal wird nicht schon i Vorhinein gemeckert und nicht gestartet sondern durchgezogen. Ungefähr 2,5 Wochen vor dem Marathon konnte ich wieder mehr trainieren und war schmerzfrei. Die Freude war groß und ich wollte auf jeden Fall mein bestes geben und schauen was möglich ist. Die Stadt genießen, die Mitläufer und natürlich die Anstrengung 🙂
Auf geht's nach Franfurt
Der Termin des Frankfurt Marathons 2023 war am Sonntag den 29. Oktober. Also startete meine Familie und ich am Freitag nach Frankfurt. Davor noch lockere 6 km gelaufen, ein paar Steigerungsläufe und die Fahrt konnte beginnen. Spät am Abend dort angekommen wurde noch etwas gegessen und dann nur mehr rein ins Bett.
Am Samstag ging es früh raus aus dem Bett für einen letzten kurzen Lauf vor dem Marathon. Am Morgen hatte es geregnet und war noch relativ frisch, doch die Atmosphäre in der Stadt hatte bereits jetzt ihren Reiz und die Nervosität vor dem Marathon wurde größer.
Nach dem Frühstück ging es dann direkt zur Marathonmesse und die Startunterlagen abholen. Bereits dort war die Stimmung gewaltig. Unzählige Läufer, jede Menge Stände von bekannten Marken aus der Laufsportindustrie – das lässt das Läuferherz automatisch höher schlagen. Dort etwas umgesehen, das neueste Equipment betrachtet und dann den Tag in der Stadt verbracht.
Der große Tag - heute ist es soweit!
Am Abend wurden dann noch die letzten Vorbereitungen für den Marathon durchgeführt. Startnummer montieren, Zeitnehmungschip am Schuh anbringen, Laufgurt* mit Gels füllen usw. Dann konnte ich mit einem ruhigen Gewissen ins Bett gehen und hoffentlich gut schlafen.
Trotz der Aufregung war es eine ruhige Nacht und kurz vor 6 Uhr ging der Wecker los. Gleich auf, die gekauften Semmel mit etwas Marmelade essen, duschen und umziehen. Das Wetter war sehr bedeckt und es wurde auch Regen gemeldet. Zum Glück hatte ich meine Familie und eine Kollegin mit dabei die mir meine Sachen mitgenommen, vor dem Start entgegengenommen hatten usw. Das hat einiges in meiner Planung erleichtert.
Der Start sollte um 10 Uhr erfolgen. Ziel war es mindestens eine Stunde davor dort zu sein um unnötigen Stress zu vermeiden. Also rein in die U-Bahn und hin zum Start. Dort angekommen war bereits jede Menge los. Das Adrenalin steigt…
Der Startschuss zum Frankfurt Marathon fällt!
Es war immer noch sehr bewölkt, die Temperatur schon frisch aber ganz ok, nur etwas windig. Zumindest aber trocken. Ca. 45 Minuten vor dem Start dann noch ein paar Minuten eingelaufen, ein paar Lauf-ABC Übungen und dann ging es schon in den Startblock. Ich war direkt im ersten Startblock und dort gab es auch wenig Gedränge etc. was man sonst von vielen großen Läufen kennt. Der Countdown wird herunter gezählt und schon geht es los. Ich laufe durch den Startbogen und es ist soweit, die 42 km liegen vor mir.
Bei so vielen Startern ist es anfangs schwierig sein Tempo zu finden. Alles ist noch sehr eng beinander, die Straßen auch eng und man muss vorsichtig sein um nicht zu stolpern. Die Straßen sind sehr nass, es gibt viele Pfützen und auch die Schuhe werden schnell nass.
Ich finde bald in einen angenehmen Rhythmus und die Kilometer vergehen anfangs sehr schnell. An der Strecke stehen unglaublich viele Zuschauer die für eine tolle Stimmung sorgen.
Der Marathon schreitet voran
Nach den ersten Kilometern versuche ich nach Gefühl zu laufen, eine Gruppe zu finden und nicht zu viel auf die Uhr zu blicken. Also kontrolliere ich die Zwischenzeiten nur alle 5 Kilometer. Dort ist auch schon die erste Verpflegungsstelle und ich nehme ein paar Schlucke Wasser zu mir. Bei km 6 steht meine Frau und meine Kinder mit denen ich einklatsche beim vorbeilaufen. Das hat mir ordentlich Kraft gegeben und bei Kilometer 9 waren sie auch wieder an der Strecke um mich zu motivieren. Bei km 10 nehme ich kurz vor der Verpflegungsstelle das erste Gel von MON* zu mir und dann wieder etwas Wasser.
Die Beine fühlen sich super an, das Tempo lässt sich sehr gut laufen und alles passt. Das erste Viertel des Marathons ist absolviert. Die Durchgangszeit bei 10 km beträgt 42:01 min. Das ist mit 4:12 min/km etwas schneller als geplant aber noch im vertretbaren Bereich. Mental bin ich noch voll dabei und blicke schon in Richtung der nächsten Zwischenzeit.
Ein großer Motivationsschub ist der suchende Blick nach der Familie die immer wieder an der Strecke stehen. Da ich nicht genau weiß bei welchem Kilometer wieder lenkt mich das gut ab und die Kilometer vergehen sehr flott.
Gleich ist die Hälfte geschafft
Ich finde eine gute Gruppe und hänge mich da mit rein. Es fühlt sich gut an und ich passiere die 15 km Marke bei 1:02:16 h. Da wird mir klar das sich das Tempo verschärft hat und ich eindeutig zu schnell unterwegs bin. Doch es fühlt sich weiterhin gut an und ich möchte nicht abreisen lassen und bleib dran. Bei der Verpflegungsstation wieder Wasser und weiter gehts. Ich merke schon das die Kilometer länger werden, nicht nur körperlich, auch mental.
Zuerst die 20 km, dann der Halbmarathon bei 1:28:03. Für eine Zeit unter 3:00 h natürlich gut, doch da ist ja noch einmal die selbe Streckenlänge zu bewältigen. Von da an hat sich ein Schalter im Kopf betätigt und ab Kilometer 24 waren die Akkus sehr leer.
Jetzt heißt es durchhalten
Das ich dieses Tempo nicht durchhalten wäre war mir klar. Ich hab genau gemerkt wie die langen Läufe gefehlt haben und die Muskulatur anfängt nicht mehr mit der Distanz und Geschwindigkeit klar zu kommen. Da eingenommene Gel beim Halbmarathon hat auch kaum mehr Wirkung gezeigt und ich musste das Tempo drosseln. Der Blick auf die Uhr hat mir gezeigt das ich bereits deutlich langsamer geworden bin. Mein Gedanke war dann folgender: Ich versuche das Tempo zu reduzieren, auf den 3:00 h Pacemaker zu „warten“ dann mitzulaufen.
Gesagt, getan. Bei ungefähr 30 km ist die Gruppe auf mich aufgeschlossen und ich hab mich reingehängt. Doch auch das ging nicht lange gut und ich musste schön langsam abreisen lassen. Ein weitere Gel mit Koffein hab ich dort noch eingenommen und Wasser getrunken. Die Energie war aber schon ordentlich aufgebracht.
An den Seiten sieht man viele Läufer die gehen, die stehen bleiben, Schmerzen haben und vieles mehr. Da fällt es nicht einfach den Fokus bei sich selbst zu behalten. So kämpfe ich ich von Kilometer zu Kilometer weiter und bei 35 km stehen wieder meine Liebsten. Und da versagt dann mein rechter Oberschenkel. Ich bekomme einen Krampf, muss mehrmals stehen bleiben und kann anfangs gar nicht mehr laufen. Nach einiger Zeit komme ich wieder in den Laufschritt und finde halbwegs ein Tempo.
Die letzten Kilometer des Frankfurt Marathons
Trotz dieser Probleme war das Aufgeben keine Option für mich. Ich werde diese Halle erreichen und dort einlaufen… auch wenn ich kriechen muss. Die 3:00 h Marke war für mich schon lange gegessen und das Ziel war die letzten Kilometer so gut wie möglich zu überstehen. Natürlich ging es nicht nur mir so. Viele andere hatten auch zu kämpfen und ich überholte immer wieder Läufer was mir Energie gegeben hat.
Die Kilometer zogen sich schlimmer als Kaugummi und ich kann mich nicht erinnern das mir 5 min pro Kilometer so ewig lange vorkamen. Die Zuschauer feuerten einen an, das Ziel zum greifen nahe. Da sah ich dann endlich die 41 km Marke – jetzt nur noch etwas mehr als 1 Kilometer.
Ein paar Minuten später hatte ich die große Zielhalle erreicht, Scheinwerferlicht, jede Menge Zuschauer, ein roter Teppich, Cheerleader… ein unglaubliches Gefühl und Stolz es geschafft zu haben. Endlich im Ziel!
Und was sagt die Uhr? 3:08:34 h! Nicht die Zeit die ich mir erhofft hatte, aber das war mir ja schon klar. Trotz all dem bin ich super happy und zufrieden und freue mich ein Frankfurt Marathon Finisher zu sein und die Finishermedaille entgegenzunehmen.
Zusammenfassung vom Frankfurt Marathon 2023
42,195 km liegen vor mir. Die Vorbereitung alles andere als optimal aber ich freue mich unendlich auf den Marathon in Frankfurt. Das Wetter spielt beim Start gut mit, die Straßen sind zwar nass aber es ist alles gut zu laufen. Ab km27 fängt es dann an ordentlich zu regnen. Doch das merke ich beim laufen kaum da ich mit anderen Dingen beschäftigt bin. Bei der HM-Marke komme ich in 1:28:03 h durch, gut auf 3:00 h Kurs aber doch zu schnell um das durchzuhalten.
Ich verliere von Kilometer zu Kilometer Zeit, bekomme dann auch noch einen Krampf im Oberschenkel der mich zum Anhalten zwingt aber ich kämpfe mich ins Ziel durch. Voller Freude und Stolz laufe ich nach 3:08:34 durch das Ziel in der großen Halle und darf mich Frankfurt-Finisher nennen.
Ein Marathon bei dem ich sehr viel gelernt habe, Fehler gemacht habe die in Zukunft hoffentlich nicht mehr vorkommen, aber auch viel erlebt und genoßen habe. Einfach so wie man es sich vorstellt. Ein richtige tolles Marathon-Abenteuer.
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In Frankfurt habe ich viel über den Marathon und mich selbst gelernt. Daraus kann ich viele Schlüsse ziehen und freue mich schon auf meinen 3:00 h Angriff bei einem Frühjahrsmarathon.
Patrick Pöschl von Endspurt Laufcoaching
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