Als Läufer können wir uns das kaum vorstellen, oder vielleicht doch? Jeder hat irgendwann einmal bei 0 angefangen. Mit 0 meinen wir ohne jeglichen Sport, ohne Kondition und man weiß nicht genau wie man sich verbessern sollte. Im Normalfall steigert man seine sportliche Leistung schön langsam und setzt sich mit der Zeit größere Ziele. Genau das Gegenteil davon hat Christine Thürmer gemacht. Als erfolgreiche Geschäftsfrau begibt sie sich in die beste Zeit ihres Lebens… in die Wildnis und läuft bzw. wandert dort täglich um ans Ziel zu kommen. Drei Trails mit ingesamt 12.700 Kilometern liegen vor ihr und sie weiß nicht was auf sie zukommt. Doch sie wagt das Abenteuer und ist schon bald wie gefesselt von der Trail-Community.
Wie alles begann
Eigentlich ist Christine Thürmer eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie liebt es mit Zahlen zu jonglieren und dem Unternehmen zu helfen die Umsatzzahlen zu steigern. Sie liebt ihren Job, ihre Wohnung in Deutschland und lebt ein ganz „normales“ Leben. Doch dann kam alles anders. Durch eine Kündigung von ihrem damaligen Arbeitgeber wird sich ganz plötzlich aus der Bahn geworfen. Und so kommt es, dass Christine anfängt zu überlegen was sie jetzt wohl machen soll. Gleich einen neuen Job suchen oder vielleicht doch etwas ganz anderes? Sollte sie einmal etwas wagen? Und so kommt es, dass sie auf die Idee kommt beim Pacific Crest Trail mitzumachen. Ein Trail mit einer Länge von 4265 Kilometern im Westen der Vereinigten Staaten. Doch kann eine Geschäftsfrau die bisher kaum Sport gemacht hat so etwas schaffen? Das weiß man erst wenn man es versucht hat.
Die Reise beginnt - Der Trail
So eine Chance hat man wohl kein zweites Mal im Leben oder? Für so einen Trail braucht man schon eine lange Zeit, ca. 5-6 Monate. Da ist es nicht gerade einfach Beruf und „Hobby“ zu verbinden. Schnell beginnt Christine den Flug zu buchen, alles zu planen, ihre Ausrüstung zu kaufen. Hier muss alles passen bei einer so langen Zeit in der Wildnis. Von der Verpflegung über die Kleidung, das Zelt und vor allem das Wasser. Nachdem das alles erledigt ist geht es im April 2007 los – das größte Abenteuer ihres Lebens. Täglich gilt es ca. 30 Kilometer zu laufen oder zu wandern – immer weiter nach vorne Richtung Ziel. Schon bald lernt Christine erste weitere Leute kennen die sich dem Abenteuer Pacific Crest Trail stellen. Doch sie weiß von Anfang an, dass nur gut 1/3 aller Starter das Ziel erreichen werden. Kann sie es schaffen oder geht sie zu den 2/3 Startern die nicht ins Ziel kommen?
Erst einmal zurechtfinden
Am Trail muss jeder sein Tempo finden. Man ist auf sich alleine gestellt und muss sich zwangsweise mit sich selbst auseinandersetzen. Auf seinen Körper hören, die Signale wahrnehmen. Je länger man unterwegs ist desto vertrauter wird man mit allem. Und natürlich auch mit den anderen Trailrunnern*. Man lernt den ein oder anderen kennen, man kommt ins reden und geht Abschnitte gemeinsam. Es bilden sich Gruppen und so kommt Christine schön langsam in diese Szene hinein. Sie nennen sich Thruhiker und jeder von ihnen hat am Trail seinen eigenen Namen. Diesen muss man sich verdienen bzw. wird dieser einem im Laufe des Trails verliehen. Christine wird schon bald zur German Tourist. Sie ist ganz zufrieden mit ihrem Namen und ab sofort wird sie nur mehr damit angesprochen. Sogar Paare die schon öfters unterwegs waren sprechen sich nur mit dem Trailnamen an… sehr ungewohnt am Anfang. Der Aufbau des Zeltes funktioniert immer besser, die Rationen für die Verpflegung können besser eingeschätzt werden und gemeinsam mit anderen am Trail vergeht die Zeit wie im Flug. Kilometer um Kilometer geht es durch die Wildnis. Die Vorräte müssen in der Nacht sicher am Baum befestigt werden damit sie kein Bär an sich reißt. Und oftmals ist man auch von den sogenannten Trail Angels abhängig. Das sind Einwohner in gewissen Ortschaften die durchquert werden und bereit sind gute Taten für die Trailwanderer zu erbringen. Sei es sie ein Stück mit dem Auto mitzunehmen, ihnen Wasser zu geben oder sie bei sich übernachten zu lassen und gut zu bekochen. Viele der Einheimischen freuen sich total darüber die Geschichten der Thruhiker zu hören und sie dabei zu unterstützen.
Der Weg ist das Ziel
Sehr schnell fühlt sich Christine in der Community der Thruhiker wohl und sie wird von allen mit offenen Armen empfangen. Der Zusammenhalt unter ihnen ist etwas ganz neues für sie und sie merkt wie glücklich sie sich in der Natur fühlt. Umgeben von Bäumen und schlafen nur in einem Zelt, weit weg vom Luxus, das ist genau das ihre. Immer mehr merkt Christine, dass es gar nicht so sehr das Ziel ist den Endpunkt zu erreichen, sondern den Weg dorthin in vollen Zügen zu genießen. Doch was kommt wenn sie das Ende erreicht hat? Kann sie sich vorstellen nach Monaten in den Wäldern von Amerika wieder in Deutschland als Geschäftsfrau zu arbeiten? Eigentlich will sie gar nicht mehr daran denken. Immer wieder steigen Freude aus, gehen zurück zu ihrer Familie oder sie können körperlich einfach nicht mehr da sie am Ende ihrer Kräfte sind. Das ist auch Christine oftmals. Im Gebirge auf über 3000 Meter in eisiger Kälte im Schnee schlafen, durch gefährliche Wüstengebiete und steinige Abschnitte. Doch immer wieder nimmt sie ihren Mut zusammen und schafft jedes Hindernis bis sie am Ende des Trails ankommt. Ob das wohl ihr letzter Trail gewesen ist? Den es gibt eine ganz besondere Herausforderung – The Triple Crown. Diese Auszeichnung gibt es für Thruhiker die alle drei Trails, den Pacific Crest Trail, den Continental Divide Trail und den Appalachian Trail absolvieren. Insgesamt über 12.700 km.
The Triple Crown – die ultimative Auszeichnung für Thruhiker
Irgendwie fühlt es sich nicht richtig an. Wieder zurück ins „normale Leben“. Der Abschied von ihren Trailfreunden fiel ihr nicht einfach. In Deutschland findet Christine per Zufall sehr schnell einen neuen erfüllenden Job in dem sie sehr gut verdient und der ihr Spaß macht. Doch der Drang nach der Freiheit, der Wildnis und dem ultimativen Ziel lässt sie nicht los. Aber wie sollte das gehen? Könnte sie eine Auszeit bekommen und den Continental Divide Trail bestreiten? Der Gedanke lässt sie nicht los und die Entscheidung ist gefallen. Koste es was es wolle. Finanziell hat Christine keine Probleme und so geht es schon bald ins nächste Abenteuer. Dort wird sie während dem Trail von ihrem Arbeitgeber gefeuert und so beschließt sie ab sofort eine komplette Aussteigerin zu werden und ihr Leben ganz nach ihren Vorstellungen zu Leben. Sie absolviert den Trail und danach auch noch den Appalachian und bekommt die Triple Crown. Niemals hätte sie sich vorstellen können dies jemals zu schaffen, das ihr so ein Leben überhaupt gefallen würde, doch sie wurde eines besseren belehrt und kann sich die Rückkehr in den normalen Alltag nicht mehr vorstellen.
Unser Fazit
Auch wenn das Buch nicht wirklich ein „Laufbuch“ ist, hat es uns von Anfang an komplett in den Bann gezogen. Mit jeder Seite wollte man wissen wie das Abenteuer weiter geht, welche Hindernisse sie überwinden müssen und wo die Reise hingeht. Ein absolut spannendes Buch das sehr unterhaltsam geschrieben ist, tiefe Einblicke in die Gedanken von Christine gibt die einem in der Wildnis durch den Kopf gehen und wie man seine Ängste überwinden kann.
Vor allem aber hat uns dieser eiserne Willen überzeugt den sie jeden Tag aufs Neue gezeigt hat. Egal welches Wetter, egal welche Probleme… laufen, jeden Tag… und dabei nicht den Spaß verlieren sondern sich an der Bewegung erfreuen. Davon kann jeder Läufer etwas lernen und mit auf den Weg nehmen um seinem Ziel einen großen Schritt näher zu kommen.
Wir empfehlen das Buch jedem der gerne ein wenig über den Tellerrand schauen möchte und Inspiration und Anstösse aus anderen verwandten Themen zum Laufen mitnehmen möchte.
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Die unglaubliche Geschichte einer Aussteigerin die nach und nach ihr "altes Leben" hinter sich lässt und der Liebe zum Trail verfällt. Spannend, fesselnd und voller Emotion.
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