Lange ist es her seit ich meinen ersten Halbmarathon im Wettkampf bestritten habe. Im Frühjahr 2020, kurz bevor der erste Corona Lockdown stattgefunden habe, war ich in London beim Big Vitality Halbmarathon am Start. Und jetzt steht wieder ein riesig großer Halbmarathon im eigenen Land am Programm. Der Halbmarathon im Rahmen des Wien Marathon 2022. Mit über 30.000 gemeldeten Läufern auf den verschiedenen Distanzen ein wahres Laufspektakel. Wie ich den Halbmarathon erlebt habe und wie es mir ergangen ist erfährst du hier im Erfahrungsbericht.
Was ist mir vorgenommen habe
Schon lange war es ein Traum von mir mal beim Wien Marathon 2022 zu starten. Natürlich wäre der Marathon* mit den 42 Kilometern der Wunsch, aber ich habe da so meine Eigenheiten wenn man es so nennen kann. Den Marathon möchte ich erst bestreiten wenn ich ihn auch unter 3 Stunden laufen kann. Zudem müsste ich mich auch ganz anders darauf vorbereiten. Also alles zu seiner Zeit. Der Halbmarathon ist aktuell Reiz genug für mich. Vor allem bin ich ja leider nach einem krankheitsbedingt schwierigen Frühjahr erst 3 Wochen im Training. Von daher steht sowieso der Spaß im Vordergrund, die Kulisse und die Atmosphäre wieder mit so vielen Läufern an der Startlinie zu stehen. Es muss nicht unbedingt eine neue persönliche Bestzeit werden – einfach mal schauen was so möglich ist und die Erfahrung mitnehmen.
Vom Land in die große Stadt
Wie oft kommt man schon in die Hauptstadt von Österreich? In meinem Fall sehr sehr selten. Deshalb verbinden wir den Halbmarathon in Wien direkt mit einem kleinen Städtetrip für die Familie und reisen am Freitagmorgen um 6:00 Uhr per Zug nach Wien. Kurz nach Mittag sind wir in Wien und checken im Hotel ein. Das Wetter ist an diesem Tag nicht gerade freundlich zu uns und es regnet ordentlich. Doch das macht und nichts aus und wir besichtigen ein wenig die Stadt, fahren mit der U-Bahn und saugen die vielen Eindrücke auf.
Die Startnummer zum Glück
Noch am selben Tag, also am Freitag geht es dann abends, nach einem leckeren Kaffee bei Starbucks, auf um die Startnummer bei der Vienna Sports World Marx Hall abzuholen. Dort kann man die tolle Stimmung schon von weitem wahrnehmen. Unzählige Läufer genießen die Atmosphäre dort, bummeln durch die verschiedensten Läuferstände, bestaunen Schuhe, Kleidung und vieles mehr. Ein wahres Paradies, dass das Läuferherz höher schlagen lässt. Alle Marken von Nike über Adidas, On, Saucony, New Balance und wie sie alle heißen sind dort vertreten. Die Abholung der Nummer selbst geht sehr schnell, es ist alles top organisiert und eingeteilt. Es ist einen Startersack mit der Startnummer und ein paar Goodies. Dieser Sack wird dann auch für die Abgabe von Kleidung und mehr am Wettkampftag verwendet.
Nicht mehr lange bis zum Wien Halbmarathon 2022
Am späteren Abend geht es dann noch für ein paar Kilometer auf das Laufband* im Fitnessstudio des Hotels. Leider liegt dieses direkt neben dem Schwimmbad und die Hitze ist kaum auszuhalten. An die 30 Grad hat es im Studio und es ist kein Ventilator oder eine sonstige Kühlung vorhanden. Daher möchte ich mich nicht zu sehr fordern und mache nach 5 Kilometern Schluss. Am nächsten Morgen geht es dann gleich sehr früh raus für ein paar weitere Laufkilometer durch Wien. Die Temperatur am morgens ist noch etwas frisch, der Regen hat aber aufgehört und es macht Spaß in Wien auf den Straßen unterwegs zu sein. Ein ganz anderes Lauferlebnis als am Land wo man auf Radwegen oder Waldwegen meist laufen ist. Den restlichen Tag sind wir sehr viel auf den Beinen und machen jede Menge Schritte damit wir viele Eindrücke von Wien mitnehmen können.
Die letzten Vorbereitungen vor dem morgigen Start
Damit morgen auch alles glatt geht versuche ich alles was irgendwie möglich ist noch am Samstag zu erledigen. Zuerst das Wichtigste: Ein richtig leckeres Abendessen als perfekte Unterlage für den morgigen Halbmarathon. In einem richtig leckeren italienischen Restaurant genießen wir von Pizza über Nudeln bis hin zu Fisch alles Mögliche 🙂 Für mich gibt es eine Mischung aus Pasta mit Tomatensauce und eine Pizza Vegetaria. Zurück im Hotel erkundige ich mich noch über die Bahnverbindungen und packe meine komplette Kleidung etc. zusammen. Schuhe, kurze Hose, kurzes Shirt, Startnummer, Trinkflasche, ein Maurten Gel und zusätzlich noch lange Kleidung darüber um es vor dem Start etwas wärmer zu haben. Danach geht es noch kurz ins Hoteleigene Swimmingpool mit Frau und Kids und dann schon ab ins Bett.
Die Nervosität steigt
Bereits um 5:00 Uhr früh klingelt mein Wecker und ich bin direkt hellwach und es geht los mit der Vorbereitung. Zuerst 2 Semmel frühstücken mit Marmelade und Honig und dann ab ins Badezimmer frisch machen. Dann Kleidung anziehen, Tasche einpacken, kurz noch mit der Faszienrolle die Beine rollen und schon geht es auf zur Straßenbahn und weiter zur U-Bahn. Ich bin sehr früh dran um nicht überrascht zu werden von diversen Einflüssen die ich nicht ändern kann. Bei so einem Laufevent bin ich lieber früher da als zu spät 🙂 Daher kann ich die Atmosphäre in Ruhe genießen, mir ein Bild vom Startbereich machen und auch noch das ein oder andere vor dem Start ansehen. Dann geht es schon zum Aufwärmen, ein wenig warmlaufen, ein paar Aktivierungsübungen und dann den Startersack abgeben den man im Ziel wieder abholen kann. Es ist dort alles bestens organisiert, es gibt jede Menge Toiletten, die Einteilung der Starterblöcke ist super ersichtlich und auch die Abgabe-LKW’s schön beschriftet. Das Adrenalin steigt und die Stimmung mit Musik, Livedurchsagen, riesen Leinwand und die Profis weiter vorne im Blick ist einfach gewaltig.
Es geht los...
Ich stehe direkt im 1. Startblock. Also gar nicht weit vor mir stehen die Profis und die Stimmung ist angespannt. Durch Musik und diverse Unterhaltung vergeht die Zeit schneller und um 8:58 Uhr erfolgt der Start für die Profis, 2 Minuten später um 9:00 Uhr sind wir an der Reihe, also der 1. Startblock. Wir bewegen uns auf den Startbogen zu und schon geht es los. Wie immer kommt es mir etwas langsam vor, doch ich bin froh das doch ein paar Leute vor mir laufen und das Tempo etwas „drosseln“. Es geht über die Reichsbrücke weiter zur Hauptallee und ich bin schon direkt im „Tunnel“. Die Stimmung um mich herum bekomme ich nicht mehr voll mit und ich konzentriere mich auf das Rennen. Insgeheim hoffe ich ungefähr 4:10 – 4:15 min/km laufen zu können um unter 1:30 h im Ziel zu sein. Die ersten Kilometer verlaufen mit 4:10, 4:02, 4:09 und 3:54 Minuten fast nach Plan. Ich gehe also bei 5 Kilometer in 20:26 durch. Etwas zu schnell aber es fühlt sich gut an.
Die ersten 10 Kilometer sind geschafft
So langsam löst sich das Feld etwas auf und es ist nicht mehr so dicht. An der Straße stehen fast durchgehend jede Menge Zuschauer die ganz begeistert applaudieren und uns zujubeln. Verschiedene Bands machen Musik und sorgen für Stimmung. Bei der ersten Verpflegung nehme ich mir einen Wasserbecher mit und mache ein paar kleine Schlucke. Die Temperaturen sind mit 12 Grad so gut wie optimal. Es gibt keinen Regen und die Sonne lässt sich immer wieder mal blicken. Die Kilometer vergehen relativ schnell und ich gehe bei 10 Kilometern mit 41:10 durch. Etwas schneller als geplant aber es fühlt sich nach wie vor gut an. Mal schauen was noch so möglich ist.
Langsam wird es schwerer!
Kilometer 11 und Kilometer 12 sind mit 4:06 und 4:08 min/km optimal. Doch dann wurden die Beine leider immer schwerer und auch körperlich erreichte ich eine kleine Schallmauer. Der Kopf fing an gegen mich zu arbeiten und so musste ich etwas Tempo herausnehmen. Die Folge waren Kilometer mit 4:16, 4:14 und 4:12. Also 1:02:24 h bei 15 Kilometer – leider ordentlich Zeit liegen lassen. Bei Kilometer 16 musste ich dann ordentlich was rausnehmen und bin mit 4:23 min den langsamsten Kilometer meines Wien Halbmarathons gelaufen. Mit einem Puls von 170 Schlägen/min sollte ich nicht am Limit sein aber es fühlte sich sehr schwer an. Doch ich konnte mich etwas zurück kämpfen und die nächsten Kilometer wieder schneller werden.
Das Ziel zum Greifen nahe!
Es ist nicht mehr weit… nur noch etwas mehr als 1 Kilometer. Die 20 Kilometer habe ich bei 1:24:22 h passiert und eine neue Bestzeit ist auf alle Fälle noch möglich. Mein Kopf stellt sich wieder um und er kann noch Reserven aus sich herausholen. Gepusht von den anderen Läufern geht es immer weiter Richtung Zieleinlauf. Der violette Teppich in Sichtweite, links und rechts von der Strecke unzählige Zuschauer die mit aller Kraft jubeln und uns zurufen. Auch meine Frau und die Kinder stehen kurz vor dem Ziel an der Seite und es ist ein unbeschreibliches Gefühl wie ich dem Ziel entgegen gelaufen bin. Viele Emotionen die einem hochkommen und auch die Uhrzeit im Ziel zeigt auf eine neue Bestzeit hin. Es ist geschafft – der letzte Kilometer in 3:56 min und damit bei 1:28:49 h ins Ziel gelaufen. Neue persönliche Bestzeit über die Halbmarathondistanz. Im Ziel wird mir eine Medaille umgehängt, ich bekomme eine Finisher-Package und auf dem Weg zur Gepäckausgabe werde ich von Frau und Kindern herzlich empfangen. Was will man mehr? 🙂
Zusammenfassung vom Wien (Halb-)Marathon 2022
Ohne große Erwartungen, aber mit viel Freude bin ich mit der Familie nach Wien gereist um dort beim Halbmarathon mitzumachen. Der Wien Marathon selbst war von Anfang bis zum Schluss bestens organisiert und es war eine absolute Freude dort starten zu können. Die Stimmung, das Wetter und die ganze Atmosphäre war einfach genial. Auch mit der Leistung, einer neuen persönlichen Bestleistung von 1:28:49 h kann ich absolut zufrieden sein. Diese Zeit gibt mir Kraft und macht mir Mut weiter Gas zu geben für die anstehenden Wettkämpfe. Auf alle Fälle wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in Wien an der Startlinie gestanden bin.
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Eine neue persönliche Bestzeit in Wien zu laufen, nach so einer Vorbereitung hat mir unglaubliche Freude bereitet. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis und ein absolut laufenswerter (Halb-)Marathon.
Patrick Pöschl von Endspurt Laufcoaching
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